Kolumne – Was machen Frauen besser mit Geld?

Kolumne – Was machen Frauen besser mit Geld?

 

Was machen Frauen besser mit Geld?

Über Vorurteile, Geschlechterklischees und Erfolgsgeschichten

Männer und Frauen ticken beim Thema Geld unterschiedlich. Das zeigen Studien. Über die männerdominierte Welt der Banker gibt es zahlreiche Mythen. Warum verdienen Männer immer noch mehr? Unterstützen sich Frauen beim Thema Finanzwissen zu wenig? Sind Frauen mit ihrer Geldanlage erfolgreicher? Dr. Gabriele Widmann, Finanzexpertin der DekaBank, hat Antworten.

Im Banker-Thriller „Bad Banks“ von Arte und ZDF stehen zwei Frauen an der Spitze. Die harte Wirklichkeit: In der Finanzwelt sind Frauen in Top-Positionen immer noch unterrepräsentiert. Außerdem verdienen ihre männlichen Kollegen laut Stepstone-Gehaltsreport 2019 immer noch mehr. Was ist der Grund? Und wie wirkt sich das auf die Altersvorsorge aus?

Da kommen einige Gründe zusammen. Eine wichtige Ursache ist der geringe Anstieg des Verdiensts im Verlauf des Erwerbslebens. Das liegt unter anderem an beruflichen Auszeiten und Teilzeitarbeit. Auch, dass Frauen tendenziell geringer entlohnte Berufe wählen, wirkt sich aus. Und: Frauen verhandeln offenbar weniger erfolgreich über Gehaltserhöhungen.

Die Folge: Weil Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, können sie schon während ihres Erwerbslebens weniger Geld beiseitelegen. Ihre Finanzvermögen sind also in der Regel niedriger. Dazu kommt, dass sich die Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung und aus der betrieblichen Altersvorsorge an den Arbeitseinkommen orientieren.

All diese Faktoren führen dann in der Summe dazu, dass ältere Frauen auch heute noch deutlich weniger Geld zur Verfügung haben als gleichaltrige Männer.

Männer machen Geld, Frauen sich gegenseitig Konkurrenz – so lautet ein Vorurteil. In der Realität kommen dazu strukturelle Defizite wie Teilzeitfalle, Gender Pay Gap und Altersarmut. Unterstützen sich Frauen beim Thema Finanzwissen zu wenig?

Da tut sich inzwischen sehr viel Positives. Es gibt viele Finanzberatungsunternehmen, in denen Finanzexpertinnen ihren Kundinnen Ratschläge für ihre Geldanlage geben. Hinzu kommen die vielen Bloggerinnen oder Autorinnen von Finanzratgebern.

Mindestens genauso wichtig ist aber aus meiner Sicht, dass Frauen untereinander mehr über Geld und Geldanlage reden. Wir Frauen können viel von den Erfahrungen unserer Freundinnen und Bekannten lernen. Wenn wir Frauen bei der langfristigen Geldanlage auch mal etwas mehr kontrolliertes Risiko wagen und gute Erfahrungen machen, sollten wir darüber reden. Und wir sollten auch andere dazu ermutigen.

Denn, seien wir mal ehrlich, die Lücke zu den Männern bei Lohn, Rente und Vermögen können wir Frauen realistisch am einfachsten darüber verkleinern, dass wir unser Geld renditestärker anlegen. Wir müssen es also besser für uns arbeiten lassen. Und da stehen in der derzeitigen Zinswüste die Aktienanlagen im Vordergrund. Auch wenn sie aufgrund ihrer Wertschwankungen mit höheren Risiken behaftet sind als sichere, festverzinsliche Geldanlagen.

Bei den Aktien haben beide Geschlechter verschiedene Präferenzen, wie Studien zeigen. So stehen bei Männern Aktien von Banken und Technologieunternehmen deutlich höher im Kurs. Die beliebtesten Aktien der Frauen sind breiter über verschiedene Themen gestreut. Sind Frauen dadurch mit ihrer Geldanlage erfolgreicher?

Im ersten Schritt bin ich schon sehr zufrieden, wenn Frauen sich überhaupt um ihre Geldanlagen kümmern und sich an das Thema Wertpapiere heranwagen.

Sofern Frauen ihr Geld in Aktien anlegen, tun sie das in der Regel erfolgreicher als Männer. Das zeigen viele Studien. Das liegt in der Tat daran, dass sie breiter über Unternehmen und Branchen streuen. Das ist und bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor bei der langfristigen Aktienanlage.

Bei Frauen ist aber auch zu beobachten, dass sie, wenn sie sich für eine Anlageform entschieden haben, ruhiger agieren, also weniger oft umschichten. Ein wohl durchdachtes, weltweit breit gestreutes Aktienportfolio kann man getrost für lange Zeit liegen lassen. Hin und Her macht Taschen leer, heißt es. Und das wissen Frauen besser.

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