EZB will Leitzins anheben – Was das für dein Geld bedeutet

EZB will Leitzins anheben – Was das für dein Geld bedeutet

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, den Leitzins im Juli um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen. Außerdem beendet die EZB das milliardenschwere Ankaufprogramm für Anleihen. Grund dafür ist die anhaltend hohe Inflation.

Bis zur Erhöhung des Leitzinses bleibt dieser bei den derzeitigen null Prozent. Sparkassen und Banken müssen der EZB weiterhin 0,5 Prozent Negativzinsen zahlen, wenn sie dort Geld geparkt haben. Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, hatte kürzlich in Aussicht gestellt, die Negativzinsen bis Ende September zu beenden.

Zinswende in Europa

Mit der ersten Leitzinsanhebung seit elf Jahren steht Europa eine Zinswende bevor. Der EZB-Rat geht zudem davon aus, dass es nach September angemessen sein wird, die Leitzinsen schrittweise, aber nachhaltig weiter anzuheben. In Deutschland lag die Inflation im Mai laut vorläufiger Zahlen bei 7,9 Prozent und war damit so hoch, wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. In der Eurozone beträgt die Teuerungsrate derzeit 8,1 Prozent und ist damit so hoch wie noch nie.

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Dafür verantwortlich sind vor allem die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise sowie Probleme in den Lieferketten. Mit der Erhöhung des Leitzinses soll die Inflation eingedämmt werden. Eine hohe Inflation bedeutet, dass sich die Menschen von ihrem Geld weniger kaufen können. Es ist also weniger wert. 

Spagat zwischen Preisen und Konjunktur

Der Euro wird bei höheren Zinsen attraktiver für Anleger. Dadurch steigt der Kurs der Währung und Importe von Rohstoffen und Energie werden billiger. Außerdem verteuern höhere Zinsen Kredite für Konsum und Investitionen. Dadurch sinkt die Nachfrage, was die Inflation ebenfalls nach unten drücken könnte. So zumindest die Theorie. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es eine Weile dauert, bis höhere Zinsen bei Sparerinnen und Sparern ankommen. 

Für die Konjunktur sind höhere Zinsen indes keine gute Nachrichten. Diese steht derzeit ohnehin wegen der Folgen der Corona-Pandemie und dem Krieg von Russland gegen die Ukraine unter Druck. Auch wer ein neues Darlehen braucht oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit muss dafür tiefer in die Tasche greifen, wenn die Zinsen weiter steigen.

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Aufgrund der lockeren Geldpolitik der EZB war es für viele Menschen attraktiv, in Aktien zu investieren. Mit den Renditen dort konnte man der hohen Inflation zumindest etwas entgegen setzen. Je mehr Menschen diese Anlageform wählten, je höher stiegen zudem die Kurse. Wenn jetzt der Leitzins steigt, könnten andere Anlageformen wieder mehr nachgefragt werden. Das könnte sich negativ auf den Aktienmarkt auswirken. Beispielsweise der Deutsche Aktienindex (DAX) ist allein nach der Ankündigung der EZB, den Leitzins zu erhöhen, am Donnerstag um circa 1,6 Prozent gefallen.

Mehr Geschwindigkeit von der EZB gefordert

Um diesen schwierigen Spagat zu schaffen, strebt die EZB langfristig eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Ludger Weskamp, hat am Donnerstag in Berlin kritisiert, dass sich die EZB mit der Ankündigung die Leitzinsen anzuheben, zu viel Zeit gelassen hat.

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„Zu spät und zu halbherzig handelt die EZB. Ein Zinsschritt war überfällig. Es ist richtig und notwendig, dass die EZB die Zinsen in kleinen Schritten anhebt, vor allem auch für die Sparer. Wenn die EZB die Negativzinsen abschafft, werden unsere Sparkassen reagieren. Unsere Sparkassen haben sich die die Einführung der Verwahrentgelte nicht leichtgemacht, sie waren bei den letzten, die sie eingeführt haben und sie werden frühzeitig verzichten“, so Weskamp.

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